Simmaneinzg Prozent

Simmaneinzg Prozent vom Gööd san ausdocht
wos haaßt dass die Fantasie scho längst gwunna hot
dass sie echt is, mant aa die Produktion,
sie basiert aufm Gööd, dieser Riesenfiktion.

des mit die Aktien is nämlich zum Rean,
weil kaana mehr waaß wem sie denn ghean
mit da Not da Leit hot kaana wos z’tuan
unser System is hoid so gwuan

dass wie unsere Traam, auf die gleiche Weise
is gmocht aa unsere gonze Scheiße (2)

Wir kafn ka Zeig, nur Märchen banale
und kennen mehr unechte Leit als reale.
Stott den Gerichten herrschen nur mehr die Gschichtln,
und de konnst ned stürzen, des tät uns vernichten.

Da Adel, die Reichen,
de stölln die Weichen,
mit ihrer gonzn Marie
homs a Ansehen als wie!

A normaler Mensch derf si nimma verschulden,
owa im Märchen, do leben’s von die Gulden!

Tätn olle der Tatsachen Boden betreten
die Zivilisation wär wohl nimmer zu retten.

Weil simmaneinzg Prozent vom Gööd san ausdocht
wos haaßt dass die Fantasie scho längst gwunna hot.

Oba wenn ma an die Gschichtln glabn vom Gööd
kemma a glabn an a sozialere Wööd.

© der Übersetzung: Metka Wakounig, 2014

Urška

Schlimm ist es, zu schön zu sein
Für diese Welt aus Einheitsbrei.

In der Stadt, da gibt’s ein Fest,
das alle Leute froh sein lässt.
Die Band ist laut, Tanzfläche voll,
Polka, Techno, Rock ’n’ Roll,
man tanzt zum Musik-Potpourri
und steigert so die Euphorie.
Jung und Alt, Männer und Weiber,
allen zucken ihre Leiber.

In der Stadt ein einzig’s Wesen
sieht aus als würd’ es nie genesen.
Urška ist’s, die schöne Frau
Mit dem richtig sauren G’schau.

Der Anblick der Leute macht ihr klar
die traurige Wahrheit: Er ist nicht da,
ein Typ, wunderschön anzuseh’n
und sich mit ihm zur Musik zu dreh’n.
Und als zur Stunde der Mitternacht
der Tanzpulk ohne sie weitermacht
und Urška sich in Verzweiflung suhlt,
vernimmt sie plötzlich lauten Tumult,
er kommt näher, Stück für Stück,
übertönt mit Gedröhn die Musik,
bis in dem trüben Abendnebel
erscheint eines Motorradlichtes Kegel.

Das Licht, als wollte es etwas finden,
taumelt dorthin, wo alle sich winden,
begleitet von solchem Krachen und Knallen,
dass die Instrumente zu Boden fallen,
denn es dröhnt und kläfft und bellt
wie von einer anderen Welt,
bis es schließlich kommt zu Halt
neben Urškas schöner Gestalt.

Urška erzittert bis ins Mark
als neben sie das Rad sich parkt.
Der Lärm verstummt, das Licht wird schwach
und den Umrissen der Nacht
entsteigt ein schlaksig-dünner Mann
der schön ist wie Mannequin,
und als er dann den Helm abnimmt
weht sein volles Haar im Wind.

Urška starrt ihn an, sie stiert
als hätt’ er sie hypnotisiert,
und der Typ sagt: „Hallo, Baby,
willst du mit mir tanzen maybe?“
Doch da die Musik weiterhin schweigt,
dauert’s nicht lange, bis er schreit:
„Ey, das kann’s ja wohl nicht sein!
Band, hau in die Tasten rein!“

„Endlich der Richtige für mich“,
haucht die Urška und gibt sich
ganz der Liebe zu ihm hin,
das Feuer in den Augen drin
brennt mit solcher Inbrunst nun
dass alle sich recht wundern tun,
wie, bitte, es denn möglich is,
dass dem Typ nicht brennt das Gfrieß.

Wie verrückt spielt jetzt die Band,
bis jedes Instrument fast brennt,
das Saxofon beginnt zu glüh’n
während Tschinellen Funken sprüh’n,
und aus jedem Gitarrenbauch
steigt eine dunkle Wolke Rauch,
als das Paar, so jung und schön,
sich beginnt wie wild zu dreh’n.

Urška zuckt wie in Ekstase,
bricht sich dabei fast die Nase,
und auch der Typ kriegt’s ganz gut hin,
er ist kräftig, wenn auch dünn,
tanzt ganz locker aus der Hüfte,
wirbelt Urška durch die Lüfte,
sie fliegt runter, sie fliegt rauf,
fast wie Elvis hat er’s drauf.

Urška weiß, er ist der Mann,
weshalb sie auch nicht aufhör’n kann,
bis die Uhr sagt, es ist Zeit,
das Fest ist aus, der Tag nicht weit.
Da spricht Urška zu dem Mann:
„Dass man so gut tanzen kann!
Meine Füße sind geschunden,
fahren wir doch ein paar Runden.“

Der Typ spuckt lässig auf die Straße
ein großes Stück Kaugummimasse,
bevor er sich aufs Bike raufschwingt,
und Urška ihn von hint’ umschlingt.
Sie hält sich fest am hageren Mann,
der so gut mit ihr tanzen kann,
und schon fahren beide fort
an einen unbekannten Ort.

Schon am Nachmittag erfährt
man, wo die Brücke die Save quert
waren Bankette und Asphalt
zu kaputt und viel zu alt,
auch zu schnell war er unterwegs,
fuhr in den Fluss geradewegs.
Das Rad zog man aus dem Wasser nur,
doch von den beiden keine Spur.

© der Übersetzung: Metka Wakounig, 2014

Das Fischlein

Wasser holen ging’s Mädelein
Mit einer Kanne runter zum Fluss
Sie fing ein winzig Goldfischlein
das hatte einen kleinen Fuß.

Doch nicht nur einen, sogar vier!
Und Zähne scharf wie ein Vampir!
Und als es Nacht geworden ist,
wurde das Fischlein zu einem Biest.

Und hat dem Mädel den Arsch abgebissen,
und so hat sie nie mehr wieder geschissen.
Zur Strafe kam der Teufel hoch
und nahm den Fisch mit in sein Loch.

Und er sagte:
„Von nun an bist zum jüngsten Tage
bleibst du hier unten, du hässliche Plage.
Die Himmelspforte bleibt für dich zu,
bist nicht mehr golden, nein, menschlich wirst du.“

© der Übersetzung: Metka Wakounig, 2014

Spracheunser

Sprache unsre, die du bist im Kopfe,
für alles auf der Welt gib uns einen Namen,
sei unser Reich weiterhin,
deine Regeln geschehen
wie privat, so auch öffentlich.
Unsere täglichen Geschichten gib uns heute
und vergib uns unsere Fehler,
wie auch wir vergeben unseren Gesprächspartnern,
und führe uns nicht ins Englisch,
sondern verhilf uns zu möglichst viel Gutem.

© der Übersetzung: Metka Wakounig, 2014

Der Jäger

Peter, so hat man’s mir gesagt,
ging am Samstag auf die Jagd.
Er wanderte durch Wald und Dreck
und suchte im Busch sich ein Versteck,
wo er dann auf der Lauer lag
die ganze Nacht bis zum nächsten Tag.
Als es dämmerte sodann,
flog ein schwarzer Rabe an,
krähte laut von seinem Ast:
„Ich bin’s, auf den du gewartet hast.
Komm, Peterlein, erschieße mich,
meinen Tod, den fürchte nicht.“

Peter mutet’s seltsam an,
dass dieser Vogel sprechen kann.
Dass das nur keine Falle ist,
ein Trick, gar eine böse List,
in die er könnte blindlings tappen
und dies mit dem Leben dann berappen.
Er hätte vom Raben gerne gehört
warum er sich verhält so gestört,
warum er will werden umgebracht,
wer ihm sprechen beigebracht.
Doch er beschließt zu schweigen,
um ihn nicht zu vertreiben.
Statt dass er ihn was fragt,
ihm Kugeln durchs Gefieder jagt.

Der Rabe schweigt, hört auf zu leben.
Wie jeder tote Vogel eben.
Und Peter es kein bisschen stört,
dass er den Raben nicht verhört,
genug ist er schon belehrt worden,
jetzt will er in Ruhe morden.

So geht die Geschichte fast zur Neige,
zufrieden sind jetzt schließlich beide.
Dem Peter fallen die Augen zu
und schon begibt er sich zur Ruh.
Mitten im Krieg ist er im Traum,
Soldat und im Gesicht noch Flaum.
Er schiebt Wache und er schaut
dass niemand über die Grenz’ abhaut.
Er langweilt sich und steht herum
in der Gegend und schaut dumm,
da taucht der Rabe auf vor ihm
und Peter fragt ihn: „Sag, wohin
trägt dein sanfter Flügelschlag
dich an diesem schönen Tag?
Oder bist du ein Langfinger
und drehst heut Nacht gar krumme Dinger,
gar in die Kasern’ einbrechen willst,
damit du uns schamlos bestiehlst?
Und auch ansonsten es mir scheint,
dass du, Rabe, bist mein Feind.
Sollte an der Front ich fallen,
wirst du wohl vor Freude strahlen.
Drum kenn ich kein Pardon,
du kriegst jetzt ’ne Patron.
Und flehst du, dir sei dein Leben lieb,
dann weiß ich sicher, du bist ein Dieb!“

Und ohne mit der Wimper zu zucken,
bevor der Rabe kann aufmucken,
verpasst ins Herz er ihm einen Schuss,
wovon er sofort aufwachen muss.

Er klaubt den Raben auf und schon
schlurft er zur nächsten Busstation.
Beim Warten fallen ihm zu die Lider,
im Traume spricht der Rabe wieder:

„Getötet hast du mich schon zweimal,
Das ist für mich aber ganz normal.
Mir wurde das Schicksal gegeben,
dass es mir nicht bestimmt ist zu leben.
Von Tag zu Tag sterbe ich.
Wie ich es mach, weiß ich nicht.
Mutter meint, verrückt sei ich wohl,
der Arzt gibt die Schuld dem Alkohol.
Dass das nicht normal ist, weiß ich schon,
doch was soll ich tun gegen meine Passion?
Von dir würd ich nur eines wollen,
dass du bringst meinen Kopf zum Rollen.
Kannst mich töten tagein, tagaus,
doch wenn du nicht willst, dann wirf mich raus.
Es ist kein Problem, wenn dir das nicht gefällt,
ich finde wen anderen der mich quält.“

„Ja leck mich am Arsch, diese Natur
ist jetzt auch psychisch neben der Spur!“
erwacht der Peter, frohgemut
ist er und auch ausgeruht.
„Oh du verdammtes Federvieh,
ich lass dich nicht leben, niemals nie!
Kriegst jeden Tag von mir ’n Schuss!“
Und dann bestiegen sie den Bus.

© der Übersetzung: Metka Wakounig, 2014

Die Selbstmörderin

Heute früh bin ich gestorben.
Empfand die Welt nur noch als Witz,
sie hing mir schon zum Halse raus
und drum hab ich ihn aufgeschlitzt.
Durch den Abfluss rann das Blut ab,
die Seele flog auf und davon,
der Gedanke an die Mutter
fiel jedoch auf den Beton.
Sprach dem Körper eine Klage,
grimassierte sein Gesicht,
ich sei eine läst’ge Plage,
dieses er dem Hirne spricht.
Fast im Himmel war die Seele,
als sie dann davon erfuhr,
kehrte um an Ort und Stelle
und rasch zurück zur Erde fuhr.
Von Ethik und vom Selbstumbringen
wird sie ewig diskutier’n,
anstatt im Himmelschor zu singen
und mit den Engeln jubilier’n.

© der Übersetzung: Metka Wakounig, 2014

Oh ich unglücklicher Rabe

Es hofft ohne Hoffnung und voller Triebe
der Rabe, der Dumme – für Frau Storch hat er Liebe.
Obwohl schöne Lieder für sie er kräht,
wird er von ihr nur weiter verschmäht.

Im Winter, wenn sie in Afrika lebt,
des Raben Herz im Schnee für sie bebt.
Im Frühling kehrt sie wieder zurück,
mit Herrn Storch baut sie’s Nest fürs Kinderglück.
Der Rabe kann nur Zuschauer sein,
immer größer wird seine Pein,
mitten im Sommer friert er ein,
zittert und schluchzt in sich hinein.

Doch statt zu verreisen,
Frau Storch zu vergessen,
bleibt er von ihr weiter besessen.
Die Hoffnung hat er ganz aufgegeben,
sucht in Kellern nach Gift bis zum Ende vom Leben.

© der Übersetzung: Metka Wakounig, 2014

Intronationale

In einem Land voll froher Domizile
ohne Kondome und ohne Pille
sind wir die Frucht heimischer Samen,
man findet bei uns keine fremden Namen.

Doch weil wir sind nur eine Million,
gilt Vorsicht bei der Kopulation.
Man muss ohne Inzest sich vermählen,
drum ist die Braut achtsam zu wählen.

Doch es wird nicht lange dauern,
wenn wir nur innerhalb unsrer Mauern
heiraten und miteinander verkehren,
wird unser Samen sich nicht vermehren.

Aber einer Ethno-Gruppe
ist so etwas ziemlich schnuppe,
ihre Rasse, die bleibt rein,
Glatze, Plattfuß – soll so sein!
Ist der Onkel der Papá,
hat er Nippel gleich fünf Paar,
und es wär auch nichts verloren,
würd ein Dreifüßler geboren,
auch wenn er mit sechs Händen winkt,
dass er nur nicht nach Fremden stinkt.

Sodass am Ende der Geschichte
die andern werden geh’n zunichte,
im Melting Pot werden sie brüh’n,
doch unser Volk, das wird erblüh’n,
und wird den Einzigen gebären,
auf den wir warten, den wir ehren,
die Frucht der Traumen, ganz genau:
kein anderer als der Triglav.

Unser Volk ist auserkoren,
jede Maid und jeder Recke,
seine Fahne einzubohren
in des Weltraums letzte Ecke.

© der Übersetzung: Metka Wakounig, 2014